Microsoft Edge führt Copilot-Modus mit KI-Chatfunktionen ein, kurz nach OpenAIs Atlas Browser.

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Microsoft Edge führt Copilot-Modus mit KI-Chatfunktionen ein – ein direkter Konter zu OpenAIs Atlas Browser

Redaktion, 3. November 2025 – Die Welt der Webbrowser erlebt im Herbst 2025 eine revolutionäre Wende. Nur zwei Tage nach der Veröffentlichung von OpenAIs ChatGPT Atlas Browser am 21. Oktober 2025 für macOS hat Microsoft seinen Copilot-Modus im Edge-Browser offiziell für eine breitere Verfügbarkeit eingeführt. Diese fast gleichzeitigen Vorstöße markieren einen entscheidenden Schritt in der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in alltägliche Internetanwendungen und heizen den Wettbewerb um die Vorherrschaft bei KI-gesteuerten Benutzererlebnissen weiter an.

Microsoft Edge Copilot: Der intelligente Begleiter

Der Copilot-Modus in Microsoft Edge transformiert den Browser von einem passiven Werkzeug in einen dynamischen, intelligenten Begleiter. Mustafa Suleyman, CEO von Microsoft AI, hatte Copilot bereits im Juli 2025 als „AI browser that is your dynamic, intelligent companion“ beschrieben, als ein erster Preview verfügbar wurde. Die neuen Funktionen, die seit Oktober 2025 breit ausgerollt werden, umfassen:

  • Einen KI-Chat auf neuen Tabs, der kontextbezogene Fragen beantwortet.
  • Sprachgesteuerte Navigation für eine intuitivere Bedienung.
  • Multi-Tab-Reasoning, das Informationen über mehrere offene Tabs hinweg verknüpft.
  • Vergleichsfunktionen zur schnellen Analyse von Produkten oder Informationen.
  • Die Funktion „Journeys“, die sich an Sitzungserinnerungen hält.
  • „Actions“, die es Copilot ermöglichen, Aufgaben wie die Reservierung von Abendessen zu übernehmen.

Technologisch basiert der Copilot in Edge auf Microsofts Large Language Models (LLMs), die ihrerseits maßgeblich auf den fortschrittlichen Modellen von OpenAI aufbauen, insbesondere GPT-4. Diese LLMs werden sicher in der Microsoft Cloud gehostet.

OpenAI ChatGPT Atlas Browser: Der direkte Konkurrent

OpenAI, bekannt für seine bahnbrechenden KI-Modelle, hat mit der Veröffentlichung des ChatGPT Atlas Browsers am 21. Oktober 2025 für macOS einen direkten Konkurrenten zu Edge ins Rennen geschickt. Sam Altman, CEO von OpenAI, bezeichnete Atlas als eine „rare, once-a-decade opportunity to rethink what a browser can be about“. Der auf Chromium basierende Browser integriert die Assistentenplattform von ChatGPT direkt und bietet:

  • Eine ChatGPT-Sidebar für Fragen zur aktuellen Webseite.
  • Zusammenfassungen von Inhalten, Produktvergleiche und Datenanalysen.
  • Die Funktion „Browser Memories“, die sich an Fakten von besuchten Seiten erinnert.
  • Einen Premium „Agent Mode“, der es der KI ermöglicht, im Namen des Benutzers im Internet zu agieren.

Ein Wermutstropfen für OpenAI war jedoch die im Oktober 2025 vom Cybersicherheitsunternehmen LayerX Security entdeckte Schwachstelle „ChatGPT Tainted Memories“. Dieser Exploit nutzte eine Cross-Site Request Forgery (CSRF)-Schwachstelle, um persistente, bösartige Anweisungen in den Speicher des KI-Modells einzuschleusen.

Der KI-Wettlauf und die zugrundeliegende Technologie

Die Entwicklung beider Browser unterstreicht die rasante Evolution im Bereich der generativen KI. Die zugrundeliegenden Modelle, wie OpenAIs GPT-4, nutzen eine Mixture-of-Experts (MoE)-Architektur, die Skalierbarkeit und Spezialisierung erheblich verbessert. GPT-4 besitzt schätzungsweise 1,8 Billionen Parameter und wurde auf einem gewaltigen Datensatz von rund 13 Billionen Tokens trainiert, was den Einsatz von etwa 25.000 NVIDIA A100 GPUs über 90 bis 100 Tage erforderte. Zudem ist GPT-4 ein Large Visual-Linguistic Model (LVM), das sowohl Bilder als auch Text verarbeiten kann. Eine Variante, GPT-4V, ermöglicht eine konversationelle Interaktion mit dem Modell basierend auf hochgeladenen Bildern.

Neben den proprietären Modellen treiben auch Open-Source-Veröffentlichungen die KI-Innovation voran. Im Jahr 2025 sind Modelle wie DeepSeek R1 (veröffentlicht im Februar 2025), Llama 3.3 70B (Dezember 2024), Mixtral 8x7B von Mistral AI, Gemma 2 von Google DeepMind, Microsofts Phi-3 und xAIs Grok-1 (März 2024) von großer Bedeutung. Diese Modelle bieten leistungsstarke Alternativen und fördern eine breitere Beteiligung an der KI-Entwicklung.

Ethische Dimensionen und Regulierung

Die schnelle Einführung von KI-Produkten wirft wichtige Fragen zur ethischen Verantwortung auf. Microsoft hat sechs Responsible AI Prinzipien definiert: Fairness, Zuverlässigkeit und Sicherheit, Datenschutz und Sicherheit, Inklusivität, Transparenz und Verantwortlichkeit. Beim Copilot werden Benutzer-Prompts und -Antworten nicht zum Training der Modelle verwendet, und die Datenerfassung erfolgt nur mit expliziter Zustimmung. Dennoch gab es Berichte über „künstliche Halluzinationen“, wie das Wiederholen von Fehlinformationen über die US-Präsidentschaftsdebatten 2024 im Juni 2024, und Bedenken hinsichtlich potenzieller Verzerrungen.

Als Reaktion auf diese Entwicklungen ist der EU AI Act, die weltweit erste umfassende Gesetzgebung für KI, am 1. August 2024 in Kraft getreten und wird schrittweise bis August 2027 vollständig anwendbar sein. Verbote für „inakzeptable“ KI-Systeme gelten bereits seit dem 2. Februar 2025. Die Regeln für General-Purpose AI (GPAI)-Modelle, die systemische Risiken bergen könnten, wurden ab dem 2. August 2025 anwendbar. Im Juli 2025 veröffentlichte die Europäische Kommission Leitlinien und einen Verhaltenskodex zur Unterstützung der verantwortungsvollen Entwicklung und Bereitstellung von GPAI-Modellen.

Anwendungsfelder und Ausblick

Die neuen KI-gestützten Browserfunktionen versprechen eine enorme Steigerung der Produktivität in nahezu allen Branchen. Microsoft Copilot findet bereits breite Anwendung:

  • Im Finanzwesen bei der Erstellung komplexer Finanzmodelle.
  • Im Personalwesen zur Optimierung von HR-Workflows.
  • In der Informationstechnologie zur Beschleunigung von Codierungsprozessen und Fehlerbehebung.
  • Im Marketing & Vertrieb zur Analyse von Kundenverhalten und Personalisierung von Strategien.
  • Im Gesundheitswesen zur Automatisierung kritischer Prozesse, was den Bedarf an Zeitarbeitskräften um 75 % und die Betriebskosten um bis zu 30 % senken kann (Stand September 2025).
  • In der Fertigung zur Optimierung der Arbeitskräfte- und Ressourcennutzung, was den ROI um bis zu 35 % steigern und Ausfallzeiten um 25 % reduzieren kann (Stand September 2025).
  • In der Kreativwirtschaft zur Bildgenerierung und Inhaltserstellung in Office-Anwendungen.

Die simultane Einführung dieser KI-Browsing-Funktionen durch Microsoft und OpenAI signalisiert eine tiefgreifende Transformation der Internetnutzung. Browser entwickeln sich zu intelligenten Assistenten, die proaktiv Informationen verarbeiten und Aufgaben übernehmen. Dieser Trend verspricht Effizienzgewinne, stellt aber auch hohe Anforderungen an Datenschutz, Sicherheit und die ethische Gestaltung von KI, die durch Regulierungen wie den EU AI Act adressiert werden sollen. Der intensive Wettbewerb wird die Innovation in diesem Bereich weiter vorantreiben und die Art und Weise, wie wir mit der digitalen Welt interagieren, nachhaltig prägen.

Quellen

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